Natürlich unser Thema

BVSP - Akademietag Thema KI

v.l.n.r.: Petra Gerweck, Dr. Kai Karin Baum, Uta Goerlich (Bild: BVSP)

„Künstliche Intelligenz in HR – Zukunftsmusik? „Weit gefehlt“ so die Expertin Dr. Kai Karin Baum, senior consultant digital learning, „in HR-Suites wie Success Factors oder Workday sind Bausteine längst eingebaut. Ob diese gezielt genutzt werden, steht auf einem anderen Blatt“. Mit Petra Gerweck, Vorständin im BVSP und dem neuen Mitglied Uta Goerlich, langjährige Personalexpertin bei IBM und Shopify, gestaltete sie den ersten Akademietag des BVSP in 2024. Gastgeber Thomas Geilhardt begrüßte die Teilnehmenden im Parkhotel Gunzenhausen im neuen fränkischen Seenland.

„Mit der ‚Text to Text‘ generativen KI des US-Herstellers Open AI kam eine bemerkenswerte Dynamik in das Thema ‚KI in HR‘ und somit in die eigene Arbeit der Mitglieder. Wir widmen diesem HR-Topthema daher einem zweitägigen BVSP-Akademietag. Als selbständige Experten im Personalmanagement und Lotsen in den beratenden Unternehmen wollen wir für uns Mitglieder Verständnis und Weitblick in dieses Thema schaffen.“ erläutert Olaf Gärtner, Vorsitzender des BSVP. Geilhardt gestand freimütig ein, durch die vielfältigen Impulse und Workshops der Expertinnen endlich über gefestigte Basisbegriffe zu verfügen.

Wenn wir auf Basis von Personaldaten Entwicklungspfade für Mitarbeitende gestalten, dann treffen wir mit analytischer KI evidenzbasierte Entscheidungen. Geläufig war vielen die generische und automatisierte KI beim Gestalten und Optimieren von Stellenanzeigen. Hyper-Personalisierung als drittes Anwendungsfeld beschreibt maßgeschneiderte Konzepte für einzelne Personen: In der Personalentwicklung kann so eine passgenaue Wissensvermittlung über individualisierte Lernangebote und Motivatoren erfolgen.

Natürlich KI Ausprobieren

Natürlich wurde auch experimentiert. Ralf Riesner ist seit einigen Wochen mit Copilot in der Bing-Suchmaschine im Austausch und berichtete von der absoluten Aktualität der Ergebnisse. Am Akademietag ließ sich Petra Gerweck mit Chat GPT ihre nächste Italienreise gestalten. An diesem Thema konnte Dr. Baum verdeutlichen: Wenn KI Ergebnisse generiert, dann braucht es immer den Check durch den Menschen. Die Reise muss ja dem Menschen gefallen und nicht dem Algorithmus.

BVSP testen HR mit KI

Dr. Kai Karin Baum (sitzend) im Gespräch mit Chat GPT im Kreis einiger Mitglieder (Bild:BVSP)

 

Diese Obacht betrifft nicht nur Inhalte, sondern auch das schwierige Thema des Copyrights. Die ethische Dimension war damit angesprochen. Denn KI ist auch das Lernen aus Mustern immanent: Die mathematische Wahrscheinlichkeit ist der Maßstab, was auch bedeutet, dass in der Gesellschaft existierende Ungleichheiten oder Vorurteile (Bias) sowie Inhalte mit einer hohen Anzahl an Quellen als „bestes“ Ergebnis ausgegeben werden. Z.B. bei der Personalauswahl kann dies bedeuten, dass mehr Frauen als Krankenpfleger und mehr Männer als Arzt empfohlen werden. Bias in der künstlichen Intelligenz (KI) und Maschinenlernen beschreibt Vorurteile oder systematische Verzerrungen in den Daten oder Algorithmen.

Dies springt nicht immer direkt ins Auge. „Daher ist es essenziell, dass immer ein Mensch die Empfehlung einer KI überprüft und die letztendliche Entscheidung fällt.“ sagt Uta Goerlich. Sichergestellt werden kann dies durch Governance Modelle und Prozesse zum Umgang mit KI.

Petra Gerweck knüpfte hier mit der rechtlichen Verortung an. „Viele Unternehmen besitzen weder Strategien für den Einsatz von KI, z. B. zur Automatisierung, noch für die Wissensgenerierung durch KI seitens der Mitarbeitenden“. Sie empfiehlt eine Governance zu gestalten, da die übergeordnete Maßgaben aktuell nur bedingt greifen. „Aus der praktischen Arbeit kennen wir IT-Rahmenbetriebsvereinbarungen“ so Gerweck weiter „hier könnten auch Spielregeln der KI für das Personalwesen verankert werden. Zumal mit dem Betriebsrätestärkungsgesetz KI in der Mitbestimmung verankert wurde.“

Ethische Positionierung

Und was bedeutet KI nun für den Verband? Die Mitglieder sahen neben dem Wissenszuwachs und damit der Beratungskompetenz die Notwendigkeit eine ethische Positionierung als Verband zu gestalten. Dies sollte sowohl die Chancen, wie die Demokratisierung, als auch den Schutz vor Missbrauch abdecken. Hier wird in den nächsten Monaten der Verband eine Positionierung erarbeiten.

Schlussfolgerung

Zum Abschluss wurde im Austausch deutlich, wie unterschiedlich Geschwindigkeit und Nutzung bei den Kundenunternehmen ist. Einig waren sich alle, dass KI die Personalarbeit Zug um Zug stärker prägen wird. Daher braucht es – wie in allen Themenbereichen – entsprechende Expertise. Ein großer Schritt im Verband wurde mit dem Akademietag gegangen. Fortsetzung folgt.